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Reiten konnten wir nicht, wir sahen aber aus wie Reiter

Hin und wieder ist das Eintauchen in das Leben eines anderen relativ dröge, und biografisches Schreiben ist dann reine Fleißarbeit. Manchmal ergeben sich aber auch Volltreffer aus der Ecke des Pferdesports. Diesen Auszug aus den Memoiren eines Unternehmers, an denen ich gerade arbeite, möchte ich hier zum Besten geben. Es bedarf keiner Bilder ­– Vorhang auf fürs Kopfkino.

Zur Vorgeschichte: Vier junge Freunde, alle so Anfang zwanzig, nehmen erste Reitstunden in einer Reithalle im lippischen Detmold. Jemand hat sie überredet, es mal mit dem Reiten zu versuchen, denn in ihren Kreisen ist es neben Tennis eine angesagte Freizeitbeschäftigung. Der Reitsport gilt als elitär. Gleichwohl wollen sie nicht völlig unvorbereitet erscheinen. Hier ein klitzekleiner Auszug der Biografie:

So kam es, dass ich 1966 mit dem Reiten begann.

Meine Freunde konnte ich auch dafür begeistern und nahm sie gleich mit. Wir fielen auf, weil wir sehr schick waren.
H.* hatte uns neue, äußerst schöne Stiefel aus seinem Betrieb besorgt, dazu trugen wir elegante Reithosen und Jacketts, alles perfekt aufeinander abgestimmt.
Wir konnten zwar noch nicht reiten, sahen aber aus wie Reiter.
Wir waren das, was man als typische Sonntagsreiter bezeichnete. Schon bald waren wir etwas ver­schrien unter denen, die nicht so schick waren wie wir, dafür aber reiten konnten.

 Einmal meinte der Reitlehrer R. S. drohend: Dass Ihr mir ja nicht das Mädel hier … 
Er vollendete seinen Satz nicht, aber es war klar, dass der Reitersmann mit seiner Erfahrung uns längst durchschaut hatte und er sich um die junge Frau sorgte, die das Reiten in der Halle mit gebührender Ernsthaftigkeit betrieb, während wir rumflachsten. Zwischen Bande und Box lernten B. und ich uns kennen.

* Klarnamen sind abgekürzt.

Herrlich! Na, Ihr Pferdeleute, wer hat da jetzt nicht ähnliche Erinnerungen?